14 Sekunden: Sommerlehrgang in Steinbach 2016

Ende Mai habe ich den Sommerlehrgang in Steinbach, in der Nähe von Baden Baden, besucht. Das erste Mal war ich 2014 dort zusammen mit Dietmar, Stefan und Jürgen.
Diesmal hatte leider niemand außer mir Zeit, also bin ich alleine gefahren. Da der Lehrgang wieder sehr schön war und alleine fahren anstrengend ist gibt es jetzt einen kurzen Bericht. Vielleicht findet sich ja für nächstes Jahr wieder ein Mitfahrer.

Location

Der Lehrgang findet in der Südbadischen Sportschule in Steinbach statt. Das Gelände der Schule umfasst diverse Sporthallen, Sportplätze, Seminarräumen und Unterkünften und liegt mit schönem Ausblick in den badischen Bergen.

Steinbach_01_Aussicht

Wenn man sich für die Unterbringung in der Sportschule entscheidet, bekommt man hier ein Zimmer auf gehobenen Jugendherbergsniveau, das entweder eine Minute von der Halle (2014) oder eine Minute vom Speisesaal entfernt ist. Ansonsten ist man auf die Unterkünfte in der Stadt angewiesen, über deren Qualität ich nichts sagen kann.

Steinbach_02_Hakkamas

Das Training findet in einer Halle mit schönem Holzboden statt, deren Deckenkonstruktion an die Form einer brechenden Welle erinnert. Auch hier gibt es schönen Aussicht auf die Landschaft, so dass wir beim Asageiko (s.u.) am Samstag Besuch von einigen Rehen hatten, die uns bei den Suburis zugeschaut haben.

Steinbach_03_Hallendecke

Steinbach_04_Halle_Panorama
Steinbach_05_Halle_Fotokugel

Ein typischer Tag sieht dabei wie folgt aus:

*  6:30 – 7:30 Asageiko (Frühtraining)
*  7:30 – 9:00 Frühstückspause
*  9:00 – 11:45 Vormittagstraining (Mit Mawarigeiko)
* 11:45 – 15:00 Mittagspause
* 15:00 – 17:45 Nachmittagstraining (Mit freiem Keiko)
* 18:00 – Abendessen, Socializing

Die angehenden Danprüflinge hatten dabei die Möglichkeit immer schon ca. 45  Minuten früher (nach den Pausen, nicht beim Asageiko) wieder in der Halle zu sein um  mit den Senseis Kata zu üben.

Training

Das Training wurde geleitet von Kaneyama Seinsei (7. Dan, mit weißem Gi im unteren Bild), Takamori Sensei (7. Dan) und Kume Sensei (7. Dan) aus Tokio. Steinbach_07_Kaneyama_JigeikoVon Deutscher Seite waren Bernd Klein (7. Dan) und Detlef Vibranz (7. Dan) da. Kaneyama Seinsei hat dabei großen Wert auf korrekte und schön ausgeführte Kihon gelegt. Im  wesentlichen haben wir eine feste Abfolge von Übungen gelernt, die im Laufe des Lehrgangs mit immer mehr Energie und immer weniger Pause trainiert wurden.

Ein weiterer Fokus war Seme durch Gewichtsverlagerung. Die Übung¸ die sich durch  alle Tage des Lehrgangs gezogen hat, dazu waren große Men-Schläge. Bei diesen war das Ziel das gesamte Körpergewicht langsam nach vorne zu schieben und sich so lange wie möglich mit dem rechten Fuß / Schienbeinmuskeln zu stabilisieren. In dem Moment wo das stabilisieren nicht mehr möglich ist soll der Schlag erfolgen. Mit dieser Technik erreicht Kaneyama Sensei (ca. 1.65m) eine Schlagreichweite, direkt von der Spitze seines Gegenübers aus, die ich mit meinen 1.90m nicht mit korrekter  Körperhaltung nicht hinbekomme.

Steinbach_06_Jigeiko

Prüfung

Steinbach_08_PrüfungWie Stefan bereits erwähnt hat habe ich auf dem Lehrgang meine Prüfung zum 2. Dan bestanden. Auch wenn ich mir, wie immer, sehr viele Sorgen vor der Prüfung gemacht habe ist alles sehr gut gelaufen. Das lag nicht zuletzt auch an der guten Prüfungsvorbereitung, die auf dem Lehrgang geboten wurde. Es gab eine eigene Kata-Gruppe für Danprüflinge in der Bernd Klein und Detlef Vibranz sehr hilfreiches Feedback gegeben haben. Zusätzlich gab es die Möglichkeit mit den Prüfern vorher mehrere Jigeikos zu machen und sich dort noch zusätzliches Feedback zu holen.
Dazu kommt der Lehrgangseffekt: Wenn man schon seit drei Tagen durchgehend trainiert ist man zwangsläufig locker.

Dojo-Geschichten #1

Vor zwei Jahren schrieb Stefan hier einen Eintrag mit dem Titel 25 Sekunden. In diesem ging es um das Training im Noma-Dojo, bei dem Takeyama Sensei beim ersten mal 56 Minuten der 60 Minuten Keiko beim Sensei warten musste, weil er zu lange für das binden seines Men gebraucht hat. Dieses mal hatte er eine Video dabei, dass Kaneyama Sensei dabei zeigt, wie er sein Men beim Asageiko im Dojo aufsetzt. Vom Mensuke bis er in der Reihe steht vergehen nur 14 Sekunden. Da können fast alle von uns noch viel von lernen.

Dojo-Geschichten #2

Der Boden im Noma-Dojo ist so glatt, dass man mit normalen Fumikomi-achi Gefahr läuft auszurutschen. Kaneyama Seinsei erzählte, dass es dort daher extrem wichtig ist, viel mit Gewichtsverlagerung (s.o.) zu schlagen. Die Tranierenden dort sind fast ausschließlich 7. und 6. Dane, die 4 Trainer 8. Dane. Daher wird mehr Fokus auf Technik als auf Sprungkraft und „jugendliche Energie“ gelegt.

Zusammenfassung

Wie letztes Mal war der Lehrgang ein sehr schönes Erlebnis. Die Sportschule ist eine sehr schöne Location und die Unterbringung und Verpflegung sind für den Preis sehr gut. Die Organisation war sehr gut. Das einzige Manko war, dass sich die genauen Trainingszeiten mehrere Male geändert haben, damit für alle genug Zeit zwischen Trainingsende und Essen war.

Die Teilnehmer und Trainer waren sehr nett und man kam nach dem Training bei einem Bier oder Wein gut mit den anderen Kendoka und den Senseis ins Gespräch. Ich komme nächstes Jahr gerne wieder.